Wir lassen uns das Dichtern nicht verbietern

Wenn ich nur Schimmelpoth hör, krijjich ja schon widda Ausschlach. Als ob wir nix anders zu bieten hätten. Als ob hier keiner mehr dichten tät seit se den Blödmann abtransportiert haben. Ich selbs hab letzte Woche den achtndreißichsten Band meiner Werksausgabe bei Lebzeiten mit biobibliographischen Anmerkungen von meine Frau herausgegeben (35 S., Füm’m’dreißig Euro Füm’m’fümpfzich, Verlag Dr. Maja), der bisher vom Feuilleton schändlich vernachlässicht worden ist. Allein der Anfang:

néé wié schrei’m hié nich meah an
wié kassién sofott
wié wackeln mitta fott
und schreien auf, packt man uns dran

Watt eine wuchtige Remmenizenz an meine Kneipe, dies ja nu auch nich meah gipt. Da kannße den blöden Sigi vageßn. Und übbahaup: wer vamißt den denn eingklich? Eine repräsentative Umfrage unter Einsitzenden und Beschäftigten der katholischen Kindertageseinrichtung Heilige Chantal von Sundern hat nämlich ergeben, daß 50 % der Befragten gar nicht weiß, wer das eingklich gewesen sein soll. Weitere 25 % sachten auf Nachfrage, es wär ihnen ziemlich peinlich, daß hier übbahaup was schimmeln thät, abba wennß nur n Pott sei, wär ja nich so schlimm.
Deswegn: laß ma gut sein mit Schimmelpoth. Laß ma lieba Nachwuchs fördern. Mein Vorschlach: ein Stipendium für Frau Doris Brodt-Mathches. Und für mich ne neue Kneipe.