von wegen Kulturhauptstadt

Das Ruhrgebiet soll ja jetzt Kulturhauptstadt werden. Das hat uns gerade noch gefehlt. Und dabei ist das alles nur unsere Schuld. Wenn wir die poettische Kultur nicht so feste gefördert
hätten, wär das zarte Pflänzchen bestimmt schon längst eingegangen. Aber wir konnten nun mal unsere Finger nicht davon lassen. Das haben wir jetzt davon.
Wir haben junge Talente wie Herrn Holz aus Gladbeck, Sebastian Maria v. Vorne n. Hinten, die Gebrüder Sztybycki und Kevin Krabitzky gefördert, die sonst wohl niemand zur Kenntnis genommen hätte. Wir haben die Werke von Magda Spichalski, Boris Uklacz, Mehmet Günç und Familie Brodt veröffentlicht. Und über die Literaturgiganten Balthasar Grünspan, Sigismund Schimmelpoth und Hans Martin Enzensberger brauchen wir ja wohl keine Worte mehr verlieren. Wir haben dem Herumposaunen Natasha Farouk-Griegoleits Gehör verschafft. Wir haben die Fotokunst Christoph Cluthes der geneigten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Und wer anders als wir hätte den folgenschweren Entschluss gefasst, die Perlen des von Jan-Heinrich Kawensmann redigierten Bochumer Total- und Universalwörterbuchs des poettischen Deutsch, des ersten und in seiner Art einzigartigen historisch-zitierenden Wörterbuchs des sogenannten Ruhrdeutsch, vor die Säue zu schmeissen?
Nee, wat sind wir töffte.