Welch großer Geist, welch großer Künstler, und doch wissen wir so gut wie nichts über seine Anfänge, sein Elternhaus, seine Kindheit und Jugend. Sein Geburtsdatum, das zumindest, ist uns bekannt, dank der unermüdlichen Anstrengungen Horst Etzels. Licht ins unerschütterliche Dunkel einer Künstlerjugend bringt endlich sein Weggang aus Wuppertal, hin nach Castrop-Rauxel, in die Arme einer Gruppe junger Künstler, die sich anschickt, unter dem Namen FIDEL CASTROP Kunst- und Kulturgeschichte mindestens Castrop-Rauxels, eher aber der ganzen Welt zu schreiben. Doch wie so oft ist auch diese kreative Zusammenrottung von allzu kurzer Dauer. Ein Theaterstück wird gemeinsam verfasst und aufgeführt, danach zerstreut man sich, um sein Glück allein zu suchen.
Balthasar Grünspan hat das große Glück, in dem kreativen Epizentrum der verlorenen Gemeinschaft, Herrn Gustav Amadeus Pommes, einen einflußreichen und wohlgesinnten Mentor und Fürsprecher zu finden. Herr Pommes, Kuratoriumsmitglied des FoePoeK, verhilft seinem Schützling zu einem Stipendium des Vereins, was aber schwerer wiegt, ja von kaum zu überschätzender Bedeutung für die deutschsprachige Literatur ist, er gab ihm den weisen und wissenden Rat, seine schöpferische Kraft der Lyrik zuzuwenden. Ein Rat, dessen prompte Befolgung die fulminante Kernzeit des grünspanschen Schaffens einläutete, in deren Zentrum die Erfindung einer wegweisenden neuen Gedichtform stand, der Grünspan in einer spontanen Eingebung den programmatischen Namen Kurzsonett gab, sechs Zeilen lang, gipfelnd in der letzten, entscheidenden. 1988, Grünspan war nach eigener Aussage leergedichtet, setzt er zum letzten großen Wurf an, ein großer Roman soll es werden, eine Hommage an Shakespeare, die Geschichte der Welt in launischen Lettern, so seine eigenen Worte. Thunfisch in Dosen sollte ein Fragment bleiben.1
Werke
- Finden wir. Herr Grünspan mag das anders sehen. [↩]